Sonntag, 28. März 2010

Fragen um den Urknall

Natürlich erhalten wir täglich viele viele Emails, säckeweise Post und unzählige Anrufe mit Fragen, Anregungen und Anmerkungen zum Leben im Allgemeinen und zum Leben in Kalifornien im Besonderen: Wird sich das Universum ewig ausdehnen und erkalten oder irgendwann wieder zu einer Singularität zusammenfallen? Wer hat Kennedy wirklich ermordet? Welche Folgen hat die Wahl der falschen Religion für mein Leben nach dem Tod? Wie funktioniert das mit dem Essen gehen in den Vereinigten Staaten wirklich?

Die letzte Frage ist aus meiner Sicht die einzige von Belang. Therefore, here we go: Das Restaurant wird durch die vordere Eingangstür betreten, der Mann hält der Dame die Tür auf ohne voranzugehen. Bei einer Gruppe geht ein Mann voran und einer zuletzt, dazwischen alle Damen. Sollte nur ein Mann in der Gruppe ... ach, im Grunde sind die Damen heute ja schon froh, wenn sie nicht einfach draußen stehen gelassen werden. Traurig, ich weiß, aber an mir liegt es nicht. So, that being said: Am Eingang wartet der Gast darauf, von der Bedienung empfangen zu werden, nennt die Anzahl der benötigten Plätze und folgt der Bedienung zu dem ihm zugewiesenen Platz. Niemals sucht er sich selber einen Platz, ohne dazu aufgefordert zu werden. Idealerweise (aus Sicht des amerikanischen Gastes) erhält gleich jeder eine Speisekarte und die Bedienung fragt nach den Getränken. Hier muss der deutsche Gast an "ohne Eis" denken, sonst ist mindestens das halbe Glas mit gefrorenem Leitungswasser und Chlor gefüllt. Die Getränke werden (und sollten) nicht länger als zwei Minuten dauern und die Bedienung wird sich dann gleich nach den Essenswünschen erkundigen. Es ist in Ordnung, hier um etwas mehr Zeit zu bitten. Sobald nun aber alle Speisekarten aus der Hand gelegt sind, sollte die Bedienung wieder da sein, bevor der ganz große Zeiger einmal herum ist. Bei der Bestellung gibt es wenig zu beachten, Fleisch wird innen eher roh und außen sehr dunkel zubereitet, bei "Well done" wird es auch innen dunkler. "Flame kissed" bedeutet außen extra dunkel. "Hot" lässt sich mit "sehr scharf" nur unzureichend übersetzen, mein Rat: Finger weg! Das Essen wird in der Regel zügig serviert, Zeit für Gespräche mit Tiefgang ist hier nicht. Während des Essens wird sich die Bedienung mehrfach im Vorbeihasten erkundigen, ob alles in Ordnung ist. Es ist vollkommen akzeptiert, hier mit vollem Mund zu antworten, nur keine Hemmungen. Nach dem Essen sollte alles zügig abgeräumt werden, dabei ist der Moment, weitere Wünsche (Nachtisch, Käffchen) zu äußern, sonst kommt die Rechnung vor Ablauf von zwei Minuten längstens, eher einer. Die Rechnung umfasst nur Essen, Getränke und Steuern, keine Bedienung. Das ist ein ganz kritischer Punkt, fünfzehn bis zwanzig Prozent sind auf den Rechnungsbetrag aufzuschlagen, das Geld ist das Einkommen der Bedienung. Es ist vollkommen unakzeptabel, eine Rechnung von sagen wir Zweiundfünfzig Dollar Dreißig auf Vierundfünfzig aufzurunden. Deutsche Touristen machen das gerne und sind entsprechend unbeliebt. Sechzig Bucks sind im Beispiel mindestens zu zahlen, wenn alles in Ordnung war. Auf der Rechnung wird die Steuer von siebeneinhalb Prozent ausgewiesen, der souveräne Gast verdoppelt diesen Betrag für die Bedienung. Die Rechnung kommt in der Regel in einem kleinen schwarzen Heftchen, darin wird das Bargeld gelegt oder die Kreditkarte. Die Bedienung wird zunächst das volle Wechselgeld herausgeben, die erwähnten Prozente lässt der Gast im Heftchen zurück oder schreibt sie von Hand auf die Kreditkartenabrechnung.

Mir gefällt das Verfahren, es steht jedem frei, sich Zeit zu nehmen, aber sollte der Gast keine haben, so geht es zügig voran. Wie oft habe ich schon in Deutschland auf Kohlen gesessen und auf die Rechnung gewartet? Ich räume aber ein, dass ich die Geschwindigkeit, mit der hier insbesondere die Rechnung kommt, anfänglich auch befremdlich fand.

Was sonst? Unsere Vermieterin ist gerührt von der Zeit, die e. und ich auf dem Sonnendeck verbringen und hat uns eine gepolsterte Sonnenliege gekauft. Auf der Verpackung stand, dass sie zusammengebaut werden muss und dass dafür kein Werkzeug bei ist. Der Zusammenbau sah so aus, dass die Polsterung auf die Liege gelegt und an zwei Stellen mit Klettband befestigt werden musste.

3 Kommentare:

  1. Ti Kay, man sollte bedenken, dass die Geschwindigkeit mit der sich der Dollar demnächst entwertet _kein_ anderes Verhalten zulässt!
    Liebe Grüße aus der Domstadt. Den Insider in den USA fällt auch die Zweitdeutigkeit des Ortsnames auf :-)

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  2. Also ganz anders, als unsere lunchbreaks beim "Amerikaner", was? Fernwehgetränkte Grüße von ehemals cgo

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