Montag, 22. März 2010

Glück und Können

Und ich denke noch: was ist denn das für eine Quote, Bestehen obwohl sechs aus achtzehn Fragen falsch? Aber erstens, das ist Amerika hier, ich wundere mich über gar nichts mehr. Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, habe ich aber weitere achtzehn Fragen auf der Rückseite übersehen. Diesen Fehler kann ich nun allen Bloglesern ersparen, die sich in Amerika zur schriftlichen Fahrprüfung anmelden. Aber zweitens, das ist Amerika hier, ich wundere mich über gar nichts mehr. Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, hat auch die Prüferin nur die falschen Kreuze auf der Vorderseite gezählt. Die leere Rückseite waren keine achtzehn Fehler sondern haben vermutlich eine Art Speicherüberlauf verursacht, eine "Nicht Situation" im ansonsten so geregelten Leben eines "Department of Motor Vehicle Officers". Soviel zu "Glück". e. hat auch bestanden. Regulär, sie schaut schon Mal auf Rückseiten. Soviel zu "Können". Durch Bestehen der schriftlichen Prüfung dürfen e. und ich nun unter Aufsicht eines regulären Führerscheininhabers auf Kaliforniens Straßen das Autofahren üben. Oder wir fahren wie bisher mit dem deutschen. Wenn wir uns sicher fühlen und auf dem Weg dahin nichts kaputt gemacht haben, dürfen wir zum praktischen Test antreten. Unser Termin wird nicht verraten - Ihr wisst schon, schlechtes Xu - Xu. Geduld, es wird dauern, Termine sind aus.

Einige Erkenntnisse aus zwei Stunden DMV (Department of Motor Vehicle):
- Dass wir einen Termin hatten ist nett, interessiert aber wirklich niemanden.
- Deutsche Autofahrer gelten als Berserker.
- Eine Beamtin war rührend versucht festzustellen, was ihr Bürgerkriegsveteran von der ihn umgebenden Welt noch wahrnehmen konnte.
- Amerikaner fürchten nichts mehr, als sich versehentlich vorzudrängeln.
- Es ist Gesetz, dass Fußgänger immer Vorrang haben; Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass Fahrradfahrern die Vorfahrt überlassen wird.

Die Amerikaner gelten ja insbesondere in Deutschland als schlechte Autofahrer (können weder rückwärts parken noch schalten, hähähä!). Beides stimmt weitgehend, aber das war es dann auch schon. Ansonsten wird hier mit einem Maximum an gegenseitiger Rücksichtnahme, Toleranz und Gelassenheit gefahren. 4-Way Stops halte ich für die größte Erfindung seit geschnitten Brot: gefahren wird vollkommen problemlos und flüssig der Reihe nach. Ganz dicht folgen tempomatgeregelte Gleitfahrten auf amerikanischen Highways mit Null Differenzgeschwindigkeiten zu LKW oder anderen Fahrzeugen: Anstrengungslos schmelzen die Meilen bei Gesprächen und Kaffee. Die Amerikaner sind große Autofahrer (New Yorker ausgenommen, das sind auch Berserker).

Das letzte Wochenende hatte wieder einen - wenn auch leider etwas kleinen - Santa Cruz Anteil. Unser Zuhause am Pazifik. Einige Erkenntnisse eines außerordentlich leckeren Grillabendessens: Amerikanische Männer tragen mehrheitlich 'white tights' (Weiß, Feinrip mit Eingriff. Und der Eingriff wird genutzt). Santa Cruz ist nicht nur für Surferdudes bekannt, sondern auch für das beste Dope ('in terms of quality and variety') weit und breit. Und während wir solche Dinge geklärt haben, hat Obama zweiunddreissig Millionen Amerikanern eine Krankenversicherung verschafft.

Huldigung an ein schönes Städchen: Santa Cruz downtown.

Natürlich ist unser Umzug abgeschlossen und ich bin auch bereit, ihn einen Erfolg zu nennen: Wir haben eine sehr schöne und neue Wohnung im Molino Dr in San Francisco Miraloma, einem der höchsten Punkte der Stadt. Unsere Vermieterin H. hat uns heute Abend zum Essen eingeladen und auch C. scheint einverstanden mit dem Zustand, in dem wir seine Wohnung hinterlassen haben: er hat uns morgen eingeladen. In Anbetracht der astronomischen Lebensmittelpreise hier läuft es im Moment ganz gut für uns.

Molino Drive mit unserem Brot und Butter Ford und Focus
(links lieblos angeschnitten)


Blick vom Balkon, Berkeley am Horizont


San Francisco Downtown

Vor dem Abendessen bei unseren Vermieterin haben wir Zeit zu einem kleinen Spaziergang zum und im Mount Davidson Park gefunden. Hier steht am höchsten (natürlichen) Punkt San Franciscos (zweihundertdreiundachzig Meter hoch) ein Kreuz aus Beton (einunddreissig Meter hoch).

Blick aus dem Mount Davidson Park auf Downtown San Francisco


Mount Davidson Park

Mount Davidson Park

Mount Davidson Park

Neunzehndreiundzwanzig wurde hier ursprünglich für eine "open air Messe" ein zwölf Meter hohes Holzkreuz errichtet. Es blieb nach der Messe stehen, wurde aber bald ersetzt und der Ersatz dann abgebrannt. Neues Kreuz, wurde abgebrannt, noch ein Kreuz, wurde wieder abgebrannt. Da sind wir dann schon im Jahr Neunzehnhundertdreiunddreissig, Holz wurde zugunsten von Beton aufgegeben und - voilà! - keine Brände mehr. Das Kreuz wurde den ersten Siedlern gewidmet. Doch Einundneunzig wurde die Stadt für das religiöse Symbol auf ihrem Grund und Boden verklagt und entschloss sich sechs Jahre Später zum meistbietenden Verkauf einer Fläche von etwa eintausendfünfhundert Quadratmetern um das und einschließlich dem Kreuz. Der Verband der Amerikanischen Armenier erhielt den Zuschlag für sechsundzwanzigtausend USD, widmete das Kreuz den Toten des Genozids der Türken an den Armeniern im Jahr Neunzehnhundertfünfzehn und brachte eine entsprechende Tafel an.

Soviel zum Thema "Basiswissen Kreuz im Mount Davidson Park".

Was sonst? Ja nix mehr, das reicht für heute.

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