Was mich etwas humorlos stimmt, sind die Aufstehzeiten hier: Morgens um sieben ist für e. ziemlich die letzte Gelegenheit, mit ihren Kunden in Deutschland zu telefonieren. Also ist mindestens sie dann nicht nur wach, sondern auch am Rechner.
Die Sonne, die hier gerade aufgeht, hat Eure Herzen schon gewärmt. Bei Euch ist es Dreiviertel Vier, Zeit für ein Käffchen - bei uns ist es Dreiviertel Sieben, auch Zeit für ein Käffchen.
Die blaue Plane dichtet das Haus gegen Regen ab. Das wird hier so gemacht. Der Regen ist seit zwei Tagen weitergezogen, seitdem scheint wieder die Sonne.
Allerdings scheint sie nicht in alle Häuser und auch nicht in alle Herzen - nein nein, das tut sie nicht. Es herrscht Zwist und Unfriede in unserer WG, S. soll sich nicht ausreichend für ein Geschenk von H. bedankt haben, oder entzündete sich alles an der Frage, ob H. sich an einer Tafel Schokolade von S. bedient hat? Es gibt auch noch das Gerücht, dass der Bruder von H. einen Brief von S. haben soll, der nicht an ihn gerichtet war. Wie auch immer, die Sache ist ungeheuer ernst. Morgen Abend haben e. und ich S. und H. zum Essen eingeladen, ich freue mich schon auf einen kurzweiligen Abend.
Was sonst? e. hat ihre Liebe für Vögel entdeckt. Das ist so - ihren Angaben zufolge - seit ein Red-tailed Hawk auf den Stufen zu unserem Sonnendeck eine Taube zerlegt hat. e. hat ihn aufgescheucht und war beeindruckt von seiner Größe. Am anderen Ende dieser Skala finden sich die Kolibris, mit surrendem Flügelschlag wirbeln sie elfengleich in der Mittagshitze herum als gäbe es keine Siesta. Mein Lieblingsvogel ist der Brewer's Blackbird, von der Größe einer Amsel mit glänzend bläulichschwarzem Gefieder und leuchtend gelben Augen. Ich mag sein schneidiges Auftreten und den knappen Ruf. Sein unscheinbares Weib brütet im Gebüsch vor dem Haus.
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