Donnerstag, 27. Mai 2010

San Diego



Die Fahrt ging entlang der Küste nach San Diego. Die Stadt wird hier auf Platz Vier der 'Best Places to Live in the US' geführt. Sehr schön, aber mit NY auf Platz Drei kommen natürlich Zweifel auf. Mit gut über Eine Million Einwohnern ist San Diego groß genug für Annehmlichkeiten ohne groß genug für Probleme zu sein. In der Innenstadt gibt es viele Geschäfte, Bars und Restaurants und ein Parkplatz kostet Sechs Dollar pro Tag (Fünfzehn in SF, Vierzig in NY). Es gibt sehr schöne Strände mit allerdings regelmäßig schlechter Wasserqualität.

'La Laguna de las Flores', San Diego Balboa Park

Der Balboa Park ist gepflegt und sehenswert. Finger weg vom Japanischen Garten, vier Dollar Eintritt sind Dreieinhalb zu viel.

Downtown San Diego vom vorgelagerten Coronado aus

Vom Stadtzentrum Zwanzig Meilen südlich liegt die stark bewachte Grenze zur Mexikanischen Stadt Tijuana. Sie trennt reich von arm und Waffen von Drogen. Mehrfach weisen Schilder den Grenzgänger darauf hin, dass Waffen in Mexiko illegal sind.

Tijuana Arch von den Vereinigten Staaten aus

Amerikaner können ohne Visum nach Mexiko, umgekehrt brauchen Mexikaner ein Visum für die USA. Tijuana gilt als besonders gefährliche Stadt, rivalisierende Drogenkartelle kämpfen um den letzten Meter vor ihrem Absatzmarkt USA. Das 'U.S Department Of State' warnt seine Bürger regelmäßig vor Reisen hierher.

Auf Einhundertausend Einwohner kommt in Deutschland jährlich ein Mord. Verdoppeln wir die Zahl und wir sind in der Schweiz (Zwei bis Drei jährlich). Verdoppeln wir die Schweiz und wir sind in den Vereinigten Staaten (Fünf bis Sechs). USA verdoppelt ergibt Mexiko (Zehn bis Vierzehn). Das sind etwa halb so viel wie in Brasilien (etwa Fünfundzwanzig).
Zu bedenken ist allerdings, dass Städte allgemein Schwerpunkte der Kriminalität sind und insbesondere die mexikanische Grenze zu den USA auch. Der Vergleich der jährlichen Mordraten je Einhundertausend Einwohnern in Tijuana (etwa Vierzig) zu San Francisco (Zehn bis Vierzehn) oder San Diego (um Vier) ergibt ein dramatischeres Bild.

Trotzdem reisen viele Amerikaner nach Tijuana, billige Medikamente, preiswerte Schönheisoperationen, Alkohol ab Achtzehn und legale Prostitution sind einige Gründe ohne Rangfolge. Zu Fahrten nach Mexiko meinte die Mietwagenfirma: "Ja, geht." Und etwas später: "Aber der Wagen ist nicht mehr versichert." Wie schön, dass wir für dieses Detail noch Zeit gefunden haben. Ich konnte also nicht rübermachen.

Die Grenzbefestigungen, die Hubschrauberpatrouillen und die vielen 'Border Patrol Officers' geben der Grenze etwas bedrückendes. Überhaupt, eine Militärbasis, viele Soldaten und weitläufige Soldatensiedlungen mit Pickups und amerikanischen Flaggen. Kriegsschiffe im Hafen und immer wieder Militärhubschrauber im Tiefflug: Gewöhnungssache? Dennoch (und nach dem eben geschriebenen vielleicht irritierend?) hat mir San Diego gefallen, nette Größe, schöne Parks, viele Museen, Pazifik, Strand und gutes Klima.

Was sonst? Mal was anderes: Ist es erlaubt die amerikanische Flagge öffentlich zu verbrennen? Ja, wenn einem die Flagge gehört. Der U.S. Supreme Court urteilte dazu (schon Neunundachzig), diese Handlung sei freie Meinungsäußerung und durch den 'First Amendment', dem ersten Verfassungszusatz gedeckt. Stinkefinger im Straßenverkehr? Nicht nett, aber erlaubt. Rassistische Äußerungen, Nazisymbole, Hasspredigten? Dumm, unreflektiert und eingeschränkt, aber erlaubt.
Die Amerikaner sind stolz auf diese Freiheiten. Ich finde Freiheit auch gut. Das Falsche zu tun ist nicht gut, aber das Richtige vozuschreiben, ist noch schlechter.

Auf das Verbrennen der Deutschen Flagge stehen bis zu Fünf Jahre Gefängnis (§ 90a StGB).

2 Kommentare:

  1. Mit der Formulierung "groß genug für Annehmlichkeiten ohne groß genug für Probleme zu sein" hast Du mir als altem Stadtforscher viel Freude bereitet :)
    Ansonsten finde ich den letzten Satz unglaublich! Da kann man immer noch was lernen bei Dir :)
    Lieber Gruß,
    B aus B.

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