Freitag, 16. April 2010

Wohlfühlfaktoren Amerika

Die beiden Großstädte in Deutschland haben eine Sache gemeinsam: Der allgegenwärtige Geruch nach Urin. In Berlin findet er sich konzentriert in der Nähe von S-Bahnhöfen, Stadtparks, dunklen Häuserecken oder Unterführungen. Ich habe Menschen gesehen, Familien, die lieber ihr Leben auf der Straße des Siebzehnten Juni riskieren als die Unterführungen zu nutzen. Letztlich liegt das an den erbärmlichen Zuständen öffentlicher Toiletten, sofern überhaupt vorhanden. Ich habe Menschen gesehen, Familien, die lieber ihre Gesundheit in der Unterführung riskieren, als eine öffentliche Toilette zu betreten.

Ich habe diese Vorbehalte auch und ich habe sie hierher mitgebracht. Sie sind aber nicht übertragbar. Die Öffentlichen Toiletten hier sind mindestens sauber, oft in sehr gutem Zustand und gelegentlich sogar richtige Wohlfühloasen. Amerikaner zerschneiden ihr gesamtes Essen erst in mundgerechte Happen, legen das Messer aus der Hand und arbeiten nur noch mit der Gabel. Deutsche pinkeln überall hin. Das sind eben vollkommen unterschiedliche Kulturen.

Weißes Häuschen: Ein Wohlfühlklo

Hinzu kommt noch etwas zweites, der extrem reglementierte Umgang mit Alkohol. Der Kram kann zwar im Supermarkt bezogen werden, darf aber nicht sichtbar auf der Straße herumgetragen werden. Der Transport erfolgt dann besser im Kofferraum, sonst könnte es bei einer Kontrolle Probleme geben. Ist die Flasche im Fahrgastraum und angebrochen, gibt es ganz sicher Probleme. Konsum ist erst ab einundzwanzig Jahren erlaubt, in der Öffentlichkeit grundsätzlich verboten und wer betrunken auffällt, muss mit einem Eintrag in sein polizeiliches Führungszeugnis rechnen. Bierschwangere, pöbelnde Jugendliche in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Berlin Lokalkolorit, hier undenkbar.

Und drittens: Amerikaner sind kommunikativ und höflich. Wer in Deutschland von Fremden angesprochen wird, hat sofort eine Hand am Portemonnaie, die andere an der Waffe. Wenn ein Amerikaner dem anderen zu nahe kommt, ist eine Entschuldigung fällig, eine Berührung ist nicht erforderlich, macht aber eine Entschuldigung absolut zwingend. In Deutschland ist auch eine Entschuldigung fällig, wenn man jemanden zum Beispiel mit dem Gepäckwagen über den Haufen gefahren und schwer verletzt hat. Aber auch dann ist unbeteiligtes Wegschauen eine alternative Strategie. Das sind eben ganz unterschiedliche Höflichkeitsniveaus.

Was sonst? H. hat heute endlich einen neuen Router bekommen und wir hoffen auf zuverlässigeres Internet. Zu der Einrichtung des neuen Routers meinte H.: "That is not difficult", was soviel bedeutet wie: "Ich habe keine Ahnung, überhaupt grob um welches Thema es geht."

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