Heute machen wir Mal langweilig. Sprechen wir doch über Währungen. Oder soll ich lieber berichten von meiner Begegnung mit den Delfinen und der ... nein? Na gut. Also Währung.
Alles fing damit an, dass Menschen tauschten, Schweine gegen Decken oder Waffen gegen Oliven. Schön, wenn das so aufgeht. Häufiger werden aber 'Hat Schweine und sucht Decken' auf 'Hat Decken sucht aber Waffen' getroffen sein. Hier bleiben beide unzufrieden, sofern sie sich nicht auf ein Tauschmittel einigen, zum Beispiel Getreide, Tabak oder (schon etwas abstrakter) Gold.
Die Erfindung der Goldmünzen als allgemein begehrtes und daher akzeptiertes Zahlungsmittel vereinfachte den Handel nicht nur, sondern schaffte die Möglichkeit der Wertaufbewahrung, schneller, weiter, mehr mehr mehr, hier ging es los. Obwohl Gold schon kein sehr brauchbares Metall ist, wurde dieses Geld durch noch wertloseres ersetzt. Es ist schlicht unpraktisch, im Autohaus die Schubkarre Gold gegen den neuen Audi einzutauschen. Das sperrige Metall wurde daher eingelagert und fortan wurden Papiere getauscht, die dem Inhaber gegen Vorlage die Herausgabe des Goldes versprachen. Diese Golddeckung ist heute lange aufgegeben, weil wir uns an Geld als ein Wert an sich gewöhnt haben und daran glauben.
Wir haben uns auch daran gewöhnt, dass Geld selbst handelbar geworden ist: Ein Kredit ist nichts weiter als Kauf von Geld zum Preis von Zinsen. Dieser Preis richtet sich nicht nur nach Angebot und Nachfrage, sondern auch nach der Bonität des Schuldners: bekomme ich mein Geld je wieder? Je höher das Risiko desto höher der Zins. Für Griechenland stieg das Risiko und damit der Zins so weit, dass die Griechen nicht mehr in der Lage waren, neue Kredite aufzunehmen um die alten zurückzuzahlen (Was sich hier so unseriös anhört ist gängige Praxis auch für den Deutschen Staat). Oder war überhaupt das Problem die niedrigen Zinsen, die es Griechenland erst erlaubt haben, sich so zu verschulden? Jedenfalls nehmen Deutschland und andere Staaten neue Kredite auf (sozusagen weil sie das noch können) und geben die Kredite an Griechenland weiter, das (dass wollen wir nicht vergessen) am Markt keine Kredite mehr bekommt, weil es nach Ansicht der Kreditgeber pleite ist. Was für Griechenland gilt, betrifft vielleicht auch Spanien? Portugal? Italien? Die Nervosität an den Märkten wuchs und so wurde ein Siebenhundertfünfzig Milliarden Euro Fonds gebildet. Daraus bekommen diejenigen Staaten Kredite, die keine Kredite mehr bekommen aber Kredite brauchen, um Kredite zurückzuzahlen. Woher kommt das Geld? Die Staaten, die das noch können, nehmen Kredite auf.
Ist die Situation bedrohlich? Ich glaube nein, die großen Volkswirtschaften im Euro - Raum haben noch etwas Abstand zur Situation Griechenlands. Ich halte das für eine ernste und sehr deutliche Warnung.
Was sonst? Ich habe heute meinen Ausreiseantrag gestellt. Eigentlich ist das ein Antrag auf ein "Reentry Permit", denn genau das darf ich als "Resident" sonst nicht: Einreise nach Ausreise (von mehr als zwölf Monaten).
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Stand 2009 (Staatsverschuldung in % des BIP / Neuverschuldung in % BIP)
Stabilitätskriterien Maastricht (60% / 3%)
Deutschland (73,2 / 3,3)
Frankreich (77,6 / 7,5)
Griechenland (115,1 / 13,6)
Italien (115,5 / 5,3)
Eurozone (78,7 / 6,3)
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Monatsbericht April 2010
Mittwoch, 12. Mai 2010
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